- Levi
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Levi,Leviten, nach Levi, einem Sohn Jakobs und Leas, benannter israelitischer Stamm. Außer in 1. Mose 34 und 49, 5 ff. begegnet Levi nur als Priesterstamm ohne Landbesitz (5. Mose 33, 8 ff.). In der Königszeit wurden die Leviten ausschließlich Träger des Priesteramtes an den Jahweheiligtümern Palästinas. Ihre Funktionen waren kultische Unterweisung, Opferdienst, Orakel. Seit der Kultzentralisation des Josia 622 v. Chr. wurden sie zugunsten des Kultvorrechtes der Jerusalemer Priesterfamilie Zadok zu niederem Tempelpersonal degradiert (2. Könige 23, 9; Hesekiel 44) und nach dem Exil hierarchisch gegliedert.Levi,1) ['lɛːvi], Carlo, italienischer Schriftsteller, Maler und Arzt, * Turin 29. 11. 1902, ✝ Rom 4. 1. 1975; war 1935/36 wegen seiner antifaschistischen Haltung nach Lukanien verbannt. Die Erfahrungen, die er an seinem Verbannungsort sammelte, legte er seinem Hauptwerk, dem dokumentarischen Roman »Cristo si è fermato a Eboli« (1945; deutsch »Christus kam nur bis Eboli«) zugrunde, mit dem er eindringlich auf die brennenden sozialen Fragen des italienischen Südens aufmerksam machte.Weitere Werke: Roman: L'orologio (1950).Reiseberichte: Le parole sono pietre. Tre giornate in Sicilia (1955; deutsch Worte sind Steine. Drei Reisen nach Sizilien); Il futuro ha un cuore antico (1956); Tutto il miele è finito (1964; deutsch Aller Honig geht zu Ende. Tagebuch aus Sardinien); La doppia notte dei tigli (1975; deutsch Ich kam mit ein wenig Angst. Reisebilder aus Deutschland).Essays: Paura della libertà (1946); Quaderno a cancelli (herausgegeben 1979).2) ['leːvi], Hermann, Dirigent, * Gießen 7. 11. 1839, ✝ München 13. 5. 1900; 1872-96 Hofkapellmeister (seit 1894 Generalmusikdirektor) in München. Seit 1870 näherte er sich dem Kreis um R. Wagner, dessen »Parsifal« er 1882 in Bayreuth uraufführte.3) ['lɛːvi], Paolo, italienischer Dramatiker, * Genua 20. 7. 1919; war zunächst Theaterkritiker; lebte 1939-46 in der Emigration in Brasilien. Seine erfolgreichen Bühnenstücke behandeln meist das Problem menschlicher Schuld und Sühne. Levi schrieb auch Hör- und Fernsehspiele, Drehbücher und mehrere Kriminalromane.Werke: Schauspiele: Anna e il telefono (1951); Legittima difesa (1952; deutsch Der Weg ist dunkel); Il caso Pinedus (1955; deutsch Der Fall Pinedus); I nemici (1955; deutsch Die steinernen Götter); Indirizzo sconosciuto (1965; deutsch Empfänger unbekannt verzogen); Michele Cascella (1981); Il filo della memoria (1984).Romane: Ritratto di provincia in rosso (1975; deutsch Du springst nur einmal); Delitto in piazza (1976; deutsch Der Schatten der Schwester); Le mosse sbagliate (1982; deutsch Auf dem Holzweg).4) ['lɛːvi], Primo, Pseudonym Damiano Malabaila, italienischer Schriftsteller, * Turin 31. 7. 1919, ✝ (Selbstmord) 11. 4. 1987; war 1941-43 (und wieder ab 1947) als Chemiker in der Industrie tätig; 1943 Mitglied einer Partisanengruppe. Sein literarisches Werk ist wesentlich durch das Schlüsselerlebnis seiner Deportation nach Auschwitz 1944 bestimmt, die ihn der psychischen und physischen Zerstörung aussetzte und Horrorvisionen menschlicher Deformierbarkeit erleben ließ (»Se questo è un uomo«, 1947, deutsch »Ist das ein Mensch? Erinnerungen an Auschwitz«; »La tregua«, 1963, deutsch »Atempause. Eine Nachkriegsodyssee«). Mit seinen Erzählungen »Storie naturali« (1966; deutsch »Die Verdopplung einer schönen Dame u. a. Überraschungen«) eroberte sich Levi als weiteres literarisches Feld das Terrain einer oft autobiographisch inspirierten ironisch-melancholischen Sciencefiction und Fantastik, das er auch in den folgenden Jahren weiterpflegte. Sein Roman »Se non ora, quando?« (1982; deutsch »Wann, wenn nicht jetzt?«) greift in fiktionalisierter Form die eigene Kriegs- und Widerstandserfahrung auf. Stilistische Präzision und dokumentarische Nüchternheit machen aus Levis Werk einen erschütternden Aufruf zur Trauer und zur Achtung vor der Würde des Menschen.Weitere Werke: Erzählungen: Vizio di forma (1971); Il sistema periodico (1975; deutsch Das periodische System); La chiave a stella (1978); Lilit e altri racconti (1981).Lyrik: L'osteria di Brema (1975); Ad ora incerta (1984).Essays: L'altrui mestiere (1985); I sommersi e i salvati (1986; deutsch Die Untergegangenen und die Geretteten).Ausgaben: Opere, auf mehrere Bände berechnet (1987 ff.).Der Freund des Menschen (1989; deutsche Auswahl).G. Grassano: P. L. (Florenz 1981);5) [le'vi], Rino, brasilianischer Architekt, * São Paulo 31. 12. 1901, ✝ ebenda 29. 9. 1965; entwickelte auf Rastergrundriss einen strengen, rationalen Funktionalismus, der durch eine vielfältige Akzentuierung auch dekorative Wirkung hat.Werke: (alle in São Paulo): Palacio Cinema (1936); Wohnblock Prudencia (1950); Zentralinstitut für Krebsbehandlung (1954).
Universal-Lexikon. 2012.